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Weichmacher können Frühgeburt-Risiko erhöhen

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31.08.2022

In vielen Kunststoffen stecken Phtalate, um das Plastik weich zu machen. Jetzt konnte eine US-amerikanische Studie zeigen, dass eine Phtalate-Belastung in der Schwangerschaft das Risiko für Frühgeburten steigern kann.

In der Küche: Junge Schwangere bereitet Essen mit frischen Zutaten zu.

Einige in der Kunststoffherstellung verwendete Phtalate wirken ähnlich wie Hormone – und das schon in geringen Mengen. Sie stören das Hormonsystem und können unter anderem die männliche Fortpflanzungsfähigkeitbeeinträchtigen. Daher sind die Weichmacher in der EU in Babysachen und Kinderspielzeug schon seit vielen Jahren verboten. Für Lebensmittelverpackungen und Kosmetika existieren strenge Grenzwerte. Jedoch enthalten unter anderem PVC-haltige Teppiche und Bodenbeläge, Folien, Kabel, Gummistiefel, Kunstleder, Sportartikel und teils auch Nagellacke Phtalate, die über die Haut oder eingeatmeten Staub in den Körper gelangen können. Im Körper werden die Phtalata chemisch verändert und mit dem Urin ausgeschieden. Diese sogenannten Phtalate-Metabolite (Abbauprodukte) im Urin sind ein wichtiger Gradmesser für die individuelle Belastung mit den Chemikalien.

Phatalate bei den meisten Schwangeren im Urin nachweisbar

Dr. Kelly Ferguson vom US-National Institutes of Environmental Health Sciences und ihr Team untersuchten den Zusammenhang zwischen einer Phtalate-Belastung in der Schwangerschaft und dem Risiko einer Frühgeburt. Hierfür analysierten sie die Daten aus 16 Schwangerschaftstudien von 1983 bis 2018, bei denen über 6.000 Schwangeren diverser Ethnien eine oder mehr Urinproben entnommen wurden.

Die Urinproben wurden auf 11 Phtalate-Metabolite untersucht und mit der Rate an Frühgeburten in Verbindung gesetzt. Weitere Einflussfaktoren wie Alter, Ethnie, Bildung und BMI vor der Geburt wurden bei der Auswertung berücksichtigt.

Bei 96 % der Schwangeren konnten Phtalate-Metabolite nachgewiesen werden.

Geringere Belastung mit Weichmachern könnte Frühgeburten-Rate verringern

Vier der Phtalate-Metabolite standen im Zusammenhang mit Frühgeburten. Ein Anstieg der Metabolit-Konzentrationen im Urin war hierbei mit einem Anstieg der Frühgeburten von 12 bis 16 % verbunden.

Anhand der gewonnenen Daten konnten Dr. Kelly Ferguson und ihr Team berechnen, wie sich eine verringerte Phtalate-Belastung auf die ermittelte Frühgeburtenrate von 90 pro 1.000 Geburten auswirken könnte. So ließen sich bei halber Phtalate-Belastung die Frühgeburtenrate auf 79 pro 1.000 Geburten senken. Vorausgesetzt, der beobachtete Zusammenhang zwischen Phtalaten und Frühgeburten ist tatsächlich kausal.

Angesichts der Studienergebnisse empfiehlt Dr. Ferguson Schwangeren, möglichst frische, selbst zubereitete Lebensmittel zu essen und vorgefertigtes, in Plastik verpacktes Essen zu meiden.

Tipp der Redaktion:

Trinkflaschen und Frischhaltebehälter ohne Weichmacher sind hierzulande als frei von Phtalate und BPA gekennzeichnet. Bei Nagellacken gibt es immer noch Produkte mit dem Weichmacher DBP (Dibutylphtalat) auf dem Markt; Phtalate-freie Nagellacke erkennen Sie an den Bezeichnungen „3-free“ bis „12-free“. PVC-haltige Teppiche oder Bodenbeläge sollten regelmäßig gereinigt werden, um die Phtalate-Belastung über den Hausstaub gering zu halten.

Quelle: Welch BM et al. Associations Between Prenatal Urinary Biomarkers of Phthalate Exposure and Preterm Birth – A Pooled Study of 16 US Cohorts. JAMA Pediatr. 2022. doi:10.1001/jamapediatrics.2022.2252

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