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Wie Ungeborene auf Aromen im Essen der Mutter reagieren

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11.11.2022

Vieles, was eine Schwangere isst, kann das Ungeborene auch im Fruchtwasser riechen und schmecken. Englische und französische Forscher konnten jetzt erstmals filmen, wie Feten auf Karotten und Kohl reagieren.

4D-Ultraschallbilder von einem Fetus

4D-Ultraschallbilder von einem Fetus bevor und während er Karotte im Fruchtwasser schmeckt © FETAP (Fetal Taste Preferences) Study, Fetal and Neonatal Research Lab, Durham University

Beyza Ustun von der Durham Universität und ihr Team untersuchten mithilfe von 4D-Ultraschallaufnahmen, ob sich auf den Gesichtern von Ungeborenen unterschiedliche Reaktionen auf verschiedene Aromen und Geschmackseindrücke ablesen lassen.

Karotte, Kohl oder nur Wasser

Für die Studie gewann das Team 100 gesunde Schwangere, die in der 32. und 36. Schwangerschaftswoche zu einer 4D-Ultraschalluntersuchung eingeladen wurden. 20 Minuten vor dem Ultraschall schluckten 35 Teilnehmerinnen eine Karottenpille und 35 eine Kohlpille. Die übrigen 30 Frauen dienten als Kontrollgruppe.

Die Pillen enthielten je 400 mg Gemüsepulver, was einer 50-Gramm-Portion Karotten bzw. Kohl entspricht. Karotte wurde gewählt, da sie fruchtige Aromen birgt und süß schmeckt. Kohl enthält reichlich Bitterstoffe, die im Vergleich zu Brokkoli und Spargel gut ins Fruchtwasser gelangen.

Um möglichst klare Ergebnisse zu erhalten, durften die Frauen die 24 Stunden vor der Untersuchung nichts essen oder trinken, was Karotte oder Kohl enthält. Und in der Stunde vor der Untersuchung durften die Frauen nur nicht-aromatisiertes Wasser trinken.

Eindeutig lächelnde und weinerliche Gesichter

Zur Überraschung aller Teilnehmenden entlockten die Gemüsepillen nach etwa 30 Minuten eindeutige Reaktionen bei den Feten. So wurde die Karotte mit einem Lächeln und teils ausgestreckter Zunge quittiert. Der Kohl kam nicht so gut an: Die kleinen Gesichter wirkten weinerlich und schmollend. In der gemüsefreien Kontrollgruppe blieben die Gesichtsausdrücke der Ungeborenen neutral.

Das Forscherteam will nun in einer Folgestudie herauszufinden, ob sich die Babys im Mutterleib an weniger leckere Aromen wie Kohl gewöhnen und nach dem Abstillen bereitwilliger essen.

Quelle: Ustun B, Reissland N, Covey J, Schaal B and Blissett J. Flavor Sensing in Utero and Emerging Discriminative Behaviors in the Human Fetus. Psychological Science (2022)). DOI: 10.1177/09567976221105460

Autor/Autoren: äin-red

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