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Vernachlässigte Schwangere werden häufiger depressiv und ängstlich

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16.12.2021

Etwa jede fünfte Schwangere entwickelt vor der Entbindung Symptome einer Depression und Angststörung – teils mit negativen Folgen für das Kind. Forschende in Australien identifizierten mögliche Ursachen hierfür: fehlende emotionale und soziale Unterstützung.

Depressive junge Frau kauert auf dem Sofa

Asres Bedaso und sein Team von der University of Technology Sydney rekrutierten 493 Schwangere, um Zusammenhänge zwischen vorgeburtlicher Depression bzw. Angst und den sozialen Umständen der Betroffenen zu finden. Mit Hilfe standardisierter Fragebögen (CES-D, GADS) fahndeten sie nach Symptomen von Depression und Angst. Zudem bewerteten die Forschenden die soziale Unterstützung für die Schwangeren mithilfe des MOS-SS-Fragebogens (Medical Outcomes Study Social Support).

Fehlender emotionale und soziale Unterstützung erhöht das Risiko pränataler Depression und Angst

Die Auswertungen der Fragebögen ergab einen deutlichen Zusammenhang zwischen Depression bzw. Angst und dem Grad der emotionalen und sozialen Unterstützung, die die 34 bis 39 Jahre alten Schwangeren erhielten. Etwa jede vierte Schwangere (24,7 %) zeigte Symptome einer Depression und jede fünfte (20,9 %) hatte eine Angstsymptomatik.

Erhielten die werdenden Mütter selten bis keine emotionale/informelle Unterstützung, dann entwickelten sie 3-4-mal häufiger Symptome einer pränatalen Depression. Im Vergleich zu Schwangeren, die sich fast durchweg gut emotional unterstützt und beraten fühlten.

Emotionale/informelle Unterstützung bedeutet, empathische Menschen zu haben, die:

  • sich dir anvertrauen,
  • dir zuhören
  • und dir mit guten Ratschlägen und Informationen weiterhelfen.

Klagten die Schwangeren über fehlende liebevolle Unterstützung und positive soziale Interaktion, so zeigten diese 7-mal häufiger Angstsymptome – verglichen mit werdenden Müttern, die sich diesbezüglich gut aufgehoben fühlten.

Liebevolle Unterstützung bedeutet, Menschen zu haben, die:

  • dir Liebe und Zuneigung schenken,
  • dich umarmen
  • und dir das Gefühl geben, dass du geliebt wirst.

Positive soziale Interaktionen bedeutet, Menschen zu haben, mit denen du:

  • eine gute Zeit hast,
  • unterhaltsame Aktivitäten unternimmst
  • und dich entspannen kannst.

Depression und Angst in der Schwangerschaft können auch dem Ungeborenen schaden

Pränatale Depression und Angst ist nicht nur belastend für die werdende Mutter. Frühere Studien weisen darauf hin, dass psychischer Stress in der Schwangerschaft dem Ungeborenen nachhaltig schaden kann. Unter anderem erhöht sich das Risiko einer Frühgeburt, die Neugeborenen haben häufiger ein niedriges Geburtsgewicht und ihre Hirnentwicklung ist beeinträchtigt. Zudem lässt sich das Phänomen des „fetal programming“ beobachten: Infolge der negativen Einflüsse im Mutterleib leiden die Kinder im späteren Leben häufiger unter Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Erkrankungen und verminderter Denkleistung. [1,2,3]

Des Weiteren laufen betroffene Schwangere Gefahr, dass die Depression nach der Entbindung fortbesteht – mit allen negativen Folgen für die psychische Gesundheit von Mutter und Kind.

Zuhören, beraten, umarmen, gemeinsam etwas unternehmen

Gerade Schwangere, die zum ersten Mal ein Kind bekommen oder alleinstehend sind, fühlen sich häufig überfordert und machen sich viele Sorgen. Eine liebevolle Familie und engagierte Freunde können daher den Unterschied dabei machen, ob eine verwandte oder befreundete Schwangere eine pränatale Depression und Angst entwickelt oder nicht.

Quelle: Asres Bedaso et al, The association between social support and antenatal depressive and anxiety symptoms among Australian women, BMC Pregnancy and Childbirth 2021. DOI: 10.1186/s12884-021-04188-4

Weiterführende Informationen:

[1] Davis EP, Hankin BL, Swales DA, Hoffman MC. An experimental test of the fetal programming hypothesis: Can we reduce child ontogenetic vulnerability to psychopathology by decreasing maternal depression? Dev Psychopathol 2018 August; 30(3): 787–806. doi:10.1017/S0954579418000470

[2] Hübner-Liebermann B, Hausner H, Wittmann M. Peripartale Depressionen erkennen und behandeln. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(24): 419-24; DOI: 10.3238/arztebl.2012.0419

[3] Auswirkungen lebensgeschichtlich früher Stresserfahrung auf Gesundheit und Krankheitsrisiko | NZFH

 

 

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