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Unnatürlich, zwangsjodiert? Von wegen – ohne Jod geht nichts

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14.03.2022

Der Arbeitskreis Jodmangel klärte im März zum Tag der Ernährung über das lebensnotwendige Spurenelement Jod auf. Erfahren Sie mehr über die empfohlene Jodzufuhr, jodreiche Lebensmittel und die Herkunft des Jods in angereicherten Lebensmitteln.

Frauen an einer Theke mit frischem Seefisch

‚Das Jod im Speisesalz stammt aus medizinischem Sondermüll‘ oder ‚In Deutschland werden wir alle zwangsjodiert‘ – dies sind nur zwei der zahlreichen Fehlinformationen, die sich um das lebensnotwendige Spurenelement ranken. „Solche haltlosen Aussagen können Verbraucherinnen und Verbraucher verunsichern und stellen Fachkreise sowie Lebensmittelhersteller zunehmend vor kommunikative Herausforderungen“, sagt Professor Dr. Thomas Remer, Ernährungsendokrinologe von der Universität Bonn und zweiter Vorsitzender des Arbeitskreises Jodmangel e.V. (AKJ). „Jod spielt als unentbehrlicher Bestandteil der Schilddrüsenhormone unter anderem beim Energiestoffwechsel, der Knochenbildung und der Regulation der Körpertemperatur eine wichtige Rolle. In der kindlichen Entwicklung sind die Schilddrüsenhormone besonders für ein normales Wachstum und eine gesunde Gehirnentwicklung unerlässlich.“ Ein Jodmangel kann daher je nach Schweregrad gesundheitliche Folgen haben. Doch worin ist Jod überall enthalten und woher kommt das Spurenelement wirklich?

Angereichertes Salz als wichtiger Baustein

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Erwachsene eine Jodzufuhr von 200 Mikrogramm am Tag und für Kinder je nach Altersklasse zwischen 80 und 180 Mikrogramm am Tag. Für Schwangere in Deutschland beträgt die empfohlene Jodzufuhr 230 Mikrogramm, für Stillende 260 Mikrogramm am Tag. Jedoch sind lediglich maritime Lebensmittel wie Seefisch, Meeresfrüchte oder Algen von Natur aus jodreich. „Doch nicht bei jedem stehen Seefisch und Meeresfrüchte oder gar Algen regelmäßig auf dem Speiseplan“, betont Remer. „Dazu kommt, dass pflanzliche Lebensmittel Jod üblicherweise nur in Spuren enthalten. Für eine gute Jodversorgung spielen daher auch angereicherte Lebensmittel eine wichtige Rolle. Ohne sie lässt sich der tägliche Bedarf nur schwerlich decken.“

Im Haushalt handelt es sich dabei um jodiertes Speisesalz. Beim Einkauf sollten Lebensmittel ausgewählt werden, die statt herkömmlichem Salz Jodsalz enthalten. Verbraucherinnen und Verbraucher erkennen entsprechende Produkte am Hinweis auf Jodsalz im Zutatenverzeichnis. Mehr Salz als notwendig und empfohlen soll natürlich niemand aufnehmen, auch nicht mit dem Ziel den individuellen Jodbedarf zu decken. „Fünf bis sechs Gramm Gesamtsalz pro Tag ist das, was die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Neben jodiertem Speisesalz sind Hühnereier, Milch und Milchprodukte sehr gute Jodquellen, da Nutztiere aus Gründen der Tiergesundheit Jod über das Futter erhalten. Wer also beim Kochen und Einkaufen gezielt auf Jodsalz setzt und regelmäßig Fisch, Eier oder Milchprodukte wie Quark, Joghurt und Käse verzehrt, ist ausreichend mit Jod versorgt“, erklärt Remer.

Die Verbraucherinnen und Verbraucher entscheiden

In Europa dürfen Lebensmittel nur mit bestimmten Jodverbindungen (Kaliumjodat, Natriumjodat, Kaliumjodid, Natriumjodid) angereichert werden. Um diese Verbindungen zu erhalten, wurde früher jodreicher Seetang verbrannt. Heutzutage stammt das Jod aus speziellen Salzlagerstätten in uralten Gesteinsschichten und wird durch Filtration und Auskristallisation aus heißen Solen gewonnen. Der Einsatz von jodiertem Speisesalz erfolgt in Deutschland auf freiwilliger Basis. Allerdings empfehlen der AKJ und Fachgesellschaften wie die DGE ausdrücklich die Verwendung von Jodsalz in der Lebensmittelproduktion, Gemeinschaftsverpflegung, Gastronomie sowie im privaten Haushalt, um die Jodversorgung der Bevölkerung zu verbessern. „Schlussendlich entscheiden die Verbraucherinnen und Verbrauchern aber selbst, ob sie Jodsalz und damit hergestellte Lebensmittel kaufen und verzehren. Von Zwang kann somit keine Rede sein“, fasst Remer zusammen.

Tipps für eine jodreiche Ernährung

  • Ein- bis zweimal pro Woche Seefisch und Meeresfrüchte – möglichst aus zertifizierter Fischerei oder Zucht.
  • Vorsicht beim Verzehr von Algen- und Algenprodukten: Ihr Jodgehalt kann erheblich schwanken. Deshalb sollten der Jodgehalt sowie die maximal täglich empfohlene Verzehrmenge angegeben sein.
  • Regelmäßiger Verzehr von Milch und Milchprodukten.
  • Ausschließliche Verwendung von Jodsalz im Haushalt. Gemäß dem Motto: „Wenn Salz, dann Jodsalz.“
  • Beim Einkaufen Lebensmittel bevorzugt auswählen, die mit Jodsalz hergestellt wurden, wie zum Beispiel Brot, Wurstwaren und sonstige verarbeitete Lebensmittel (ausgewiesen auf der Zutatenliste oder auf Nachfrage).
  • Bei unzureichender Jodzufuhr über die Ernährung kann nach ärztlicher Absprache die zusätzliche Einnahme von Jodtabletten sinnvoll sein.

Quelle: Arbeitskreis Jodmangel e. V. (AKJ)

Weiterführende Informationen:

Autor/Autoren: äin-red

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