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Schwanger mit angeborenem Herzfehler – Risiken gut beherrschbar

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03.11.2021

Frauen mit angeborenem Herzfehler wird vielfach von einer Schwangerschaft abgeraten. Eine aktuelle Studie regt zum Umdenken an, denn dank unseres hochentwickelten Gesundheitssystems sind die erhöhten gesundheitlichen Risiken bei betroffenen Schwangeren gut beherrschbar.

Lächelnde schwangere Frau liegt entspannt auf dem Bett

Forschende des Universitätsklinikums Münster untersuchten unter der Leitung von Dr. Astrid Lammers, welche gesundheitliche Risiken werdende Mutter mit angeborenem Herzfehler (CHD) im Verlauf einer Schwangerschaft erwarten. Hierzu analysierte das Team alle Schwangerschaften bei Frauen mit angeborenem Herzfehler, die zwischen 2005 und 2018 bei der Barmer GEK versichert waren.

Über 7.500 Schwangerschaften bei Frauen mit angeborenem Herzfehler ausgewertet

Insgesamt analysierten die Forschenden 7.512 Schwangerschaften von 4.015 betroffenen Frauen. Als Kontrolle dienten 11.225 Schwangerschaften von 6.502 nicht-herzkranken Frauen mit gleicher Altersverteilung.

Mehr Komplikationen bei werdenden Müttern mit angeborenem Herzfehler

Rund 1 von 100 herzkranken Frauen erleidet während der Schwangerschaft Herzrhythmus-Störungen, Herzversagen oder einen Schlaganfall. Bei gesunden Schwangeren liegen diese Risiken deutlich niedriger. Die Sterblichkeit während der Schwangerschaft und bis 90 Tage nach der Entbindung war bei beiden Gruppen erfreulich niedrig, da keine einzige der Frauen verstarb.

Erhöhte Risiken für den Nachwuchs von Müttern mit angeborenem Herzfehler

Für Kinder der betroffenen Mütter fanden die Forschenden ebenfalls erhöhte gesundheitliche Risiken – verglichen zum Nachwuchs gesunder Mütter: Totgeburten (1,40 % vs. 0,40 %), Sterblichkeit im 1. Lebensmonat (0,83 % vs. 0,22 %), Geburtsgewicht unter 1000 g (1,01 % vs. 0,53 %), Geburtsgewicht 1000–2499 g (7,54 % vs. 5,25 %), Frühgeburt (10,66 % vs. 7,12 %), notwendige Beatmung des Neugeborenen (8,74 % vs. 3,57 %), Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte (0,86 % vs. 0,43 %), Down-Syndrom (0,91 % vs. 0,21 %) und diverse genetisch bedingte Entwicklungsstörungen (1,16 % vs. 0,31 %).

Angeborener Herzfehler wird häufig weiter vererbt

Zudem sind Kinder von Müttern mit angeborenem Herzfehler sechsmal häufiger von der Herzerkrankung (17,7 % vs. 2,9 %) betroffen wie die Sprößlinge gesunder Mütter. Des Weiteren ist bei besagten Kindern bis zum 6. Lebensjahr häufiger eine Herz-OP notwendig (5,95 % vs. 0,39 %).

Beherrschbare Risiken machen Kinderwunsch erfüllbar

Dank der hochentwickelten medizinischen Versorgung in Deutschland sind gesundheitliche Risiken bei Schwangeren mit angeborenem Herzfehler offenbar gut beherrschbar. Nichtsdestotrotz sind gesundheitliche Komplikationen und das Sterberisiko auf kindlicher Seite erhöht. Daher ist es grundsätzlich empfehlenswert für betroffene Frauen mit Kinderwunsch, bei der Familienplanung individuellen medizinischen Rat einzuholen.

Quelle: „Maternal and neonatal complications in women with congenital heart disease: a nationwide analysis“, by Astrid Elisabeth Lammers et al. European Heart Journal. DOI: 10.1093/eurheartj/ehab571

 

 

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