15.06.2023
Nicht wenige stillende Mütter haben unangenehme negative Gefühle, während ihr Baby saugt. Eine australische Studie liefert die erstmals zur Häufigkeit dieses Phänomens, welches hierzulande „Stillaversion“ genannt wird. Zwar berichtet mehr als jede fünfte Stillende von einer Stillaversion, dennoch beschreiben die meisten Betroffenen ihr Stillerlebnis als positiv.
Muttermilch ist die beste Nahrung für fast alle Säuglinge. Die wichtigsten Vorteile sind: Die Milch ist optimal temperiert und an die aktuellen Bedürfnisse des Babys angepasst. Zudem werden die Säuglinge mit wichtigen Abwehrstoffen der Mutter versorgt. Die Mutter hat immer alles Nötige zum Stillen dabei und wird nachts am wenigsten beeinträchtigt. Des Weiteren stärkt das Stillen die Mutter-Kind-Bindung.
Melissa Morns von der University of Technology Sydney und ihr Team untersuchten in einer landesweiten Online-Umfrage die Stillerfahrungen australischer Frauen mit bis zu vier Kindern. Hierbei befragten sie diese gezielt zu Stillaversion (englisch: breastfeeding aversion response), zu sonstigen Stillprobleme und wie die verfügbare Unterstützung bei Stillproblemen hilfreich war.
Bei einer Stillaversion empfinden die betroffenen Mütter Gefühle wie Reizbarkeit, Angst oder Wut während des Stillens, obwohl sie den Wunsch haben zu stillen.
Mehr als jede fünfte Stillende hat eine Stillaversion
Insgesamt konnte das Forscherteam die Stillerfahrungen von 5.511 Teilnehmerinnen auswerten. Rund um das Phänomen Stillaversion zeichnete sich folgendes Bild:
- · Mehr als jede fünfte Mutter (22,6 %) gab an, eine Stillaversion erlebt zu haben.
- · Frauen in höheren Bildungs- und Einkommensgruppen berichteten seltener über Stillaversion.
- · Frauen mit Stillaversion bewerteten ihre Stillerfahrung dennoch als gut (38,7 %) oder sehr gut (43,8 %).
- · Betroffenen wurden vorwiegend von Gesundheitsfachkräften (44,7 %) und ihrem familiären Umfeld (81,1 %) unterstützt.
- · Bei 19,8 % der Betroffenen verschwand die Stillaversion nach ein bis drei Monaten.
Am hilfreichsten gegen die abneigenden Gefühle beim Stillen waren:
· Selbstablenkung beim Stillen (23,6 %)
· Älteren Stillkindern sanft Grenzen setzen (23,1 %)
· Atemtechniken/Meditation und positive Selbstgespräche (18,2 %)
Was sonstige Stillprobleme (wunde Brustwarzen, zu viel/wenig Milch, Brustdrüsenentzündung, Milchstau etc.) anging, kamen die Forschenden zu folgenden Ergebnissen:
· Nur etwa jede 20. Stillende (4,5 %) hatte keinerlei Stilprobleme.
· Am häufigsten waren Mütter von Stillproblemen – inklusive Stillaversion – betroffen, die zum ersten Mal stillten.
· Trotz Stillproblemen bewerteten eine deutliche Mehrheit der Teilnehmerinnen ihre Stillerfahrung insgesamt gut (37,6 %) oder sehr gut (49,3 %).
Stillen wird auch bei Schwierigkeiten meist als positiv erlebt
Fast alle stillenden Mütter haben vorübergehende Stillprobleme. Dank Frauenärztinnen, Frauenärzten, Nachsorgehebammen, Stillberatungen und Unterstützung aus dem familiären Umfeld sind diese gut zu bewältigen. So lässt sich auch bei einer Stillaversion das Stillen positiv erleben.
Weiterführende Informationen und Stilltipps
Quelle: Morns MA et al. The prevalence of breastfeeding aversion response in Australia: A national cross‐sectional survey. Maternal & Child Nutrition (2023). DOI: 10.1111/mcn.13536