23.04.2024
Für Schwangere ist Paracetamol das Schmerzmittel und der Fiebersenker der Wahl. Jedoch wiesen einige neue Studien daraufhin, dass Paracetamol die Hirnentwicklung des Ungeborenen beeinträchtigen könnte. Eine große schwedische Studie gibt nun Entwarnung.
Die aufkeimenden Zweifel an der Sicherheit von Paracetamol in der Schwangerschaft motivierte auch ein Team aus schwedischen und US-amerikanischen Forschern, folgende Frage zu untersuchen: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Paracetamol-Konsum in der Schwangerschaft und dem Risiko für Autismus, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und geistiger Behinderung bei Kindern?
Fast 2,5 Millionen Kinder untersucht
Unter der Leitung von Dr. Viktor H. Ahlqvist analysierte das Forscherteam die Gesundheitsdaten von 2.480.797 Kindern, die zwischen 1995 und 2019 in Schweden geboren wurden. Alle Kinder wurden bis zum 31. Dezember 2021 nachbeobachtet.
Das Besondere an der bevölkerungsbasierten Langzeitstudie ist, dass diese schon bei Beginn darauf angelegt war, Erkenntnisse über die Sicherheit von Paracetamol in der Schwangerschaft zu gewinnen.
Vergleich von Geschwisterpaaren ergibt genaues Bild
Insgesamt waren 185.909 Kinder (7,49 %) während der Schwangerschaft Paracetamol ausgesetzt. In der Rohanalyse zeigten sich folgende Unterschiede: Im Alter von 10 Jahren hatten Paracetamol-Kinder ein um 5 % erhöhtes Autismus-Risiko, ein um 7 % erhöhtes ADHS-Risiko und ein um 5 % erhöhtes Risiko für eine geistige Behinderung.
Um Störfaktoren weitestgehend auszuschließen, verglichen die Forschenden zudem Vollgeschwisterpaare, bei denen nur ein Geschwister im Mutterleib Paracetamol ausgesetzt war. Bei dieser verfeinerten Analyse verschwanden die anfänglich sichtbaren „erhöhten“ Risiken für Paracetamol-Kinder. Beim Vergleich von seltener bis häufiger Paracetamol-Einnahme in der Schwangerschaft zeigten sich ebenfalls keine nachteiligen Zusammenhänge.
Keine Hinweise auf eine beeinträchtigte Hirnentwicklung
Das schwedisch-amerikanische Forscherteam konnte keinen Zusammenhang zwischen Paracetamol in der Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko für Autismus, ADHS oder geistiger Behinderung finden. Die Erkenntnisse aus der Geschwisteranalyse deuten darauf hin, dass bei anderen Studienansätzen beobachtete Zusammenhänge zwischen Paracetamol in der Schwangerschaft und gestörter Hirnentwicklung durch familiäre Störfaktoren (z.B. genetische Anfälligkeit) bedingt sein könnten.
Quelle: Ahlqvist VH, Sjöqvist H, Dalman C, Karlsson H, Stephansson O, Johansson S, Magnusson C, Gardner RM, Lee BK. Acetaminophen Use During Pregnancy and Children’s Risk of Autism, ADHD, and Intellectual Disability. JAMA. 2024 Apr 9;331(14):1205-1214. doi: 10.1001/jama.2024.3172. PMID: 38592388.