06.03.2023
Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, von der insbesondere Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter betroffen sind. Eine US-Studie fand nun einen Zusammenhang zwischen Migräne vor der Schwangerschaft und bestimmten Schwangerschaftsrisiken wie Präeklampsie.
Ob eine Migräne-Vorgeschichte als klinisch nützlicher Marker für das geburtshilfliche Risiko dienen kann, ist unklar. Dr. Alexandra Purdue-Smithe von der Harvard Medical School und ihr Team untersuchten daher, inwieweit Migräne und Migräne-Phänotyp (sprich mit/ohne Aura) vor der Schwangerschaft mit verschiedenen Schwangerschaftskomplikationen zusammenhängen. Als Datenbasis diente die Nurses‘ Health Study II (1989–2009), in der sowohl selbstberichtete und ärztlich diagnostizierte Migräne-Erkrankungen als auch Schwangerschaftskomplikationen wie Gestationsdiabetes mellitus (GDM), Präeklampsie, Schwangerschaftshochdruck, Frühgeburt und niedriges Geburtsgewicht erfasst sind.
Über 30.000 Schwangerschaften von Frauen mit Migräne ausgewertet
Zuerst filterte das Forscherteam alle Teilnehmerinnen heraus, die an Vorerkrankungen litten, welche ebenfalls das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen erhöhen: u.a. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs. Anschließend analysierten die Forschenden 30.555 Schwangerschaften von 19.694 geeigneten Teilnehmerinnen.
Nach Berücksichtigung von Alter, Adipositas und anderen Gesundheits- und Verhaltensfaktoren kristallisierten sich folgende Ergebnisse bei Frauen mit Migräne vor der Schwangerschaft heraus –im Vergleich zu Frauen ohne Migräne:
- 17 % höheres relatives Risiko für eine Frühgeburt
- 28 % erhöhtes relatives Risiko für Schwangerschaftsbluthochdruck
- 40 % höheres relatives Risiko für Präeklampsie*
Ein zu niedriges Geburtsgewicht und Gestationsdiabetes waren nicht mit Migräne assoziiert. Das relative Präeklampsie-Risiko lag etwas höher bei Teilnehmerinnen mit Migräne mit Aura (+51 %) als bei Migräne ohne Aura (+30 %) – beide im Vergleich zu keiner Migräne. Ansonsten glichen sich die Ergebnisse der beiden Migräne-Phänotypen.
Des Weiteren schien eine regelmäßige Migräne-Prophylaxe mit Acetylsalicylsäure vor der Schwangerschaft das Frühgeburt- und Präeklampsie-Risiko in der Schwangerschaft zu verringern; die Aussagekraft dieser Analyse war jedoch begrenzt.
Migräne-Vorgeschichte möglicherweise wichtig bei der Beurteilung von Schwangerschaftsrisiken
Die Migräne-Vorgeschichte kann somit für die Frauenärztin oder den Frauenarzt eine wichtige Information sein, um geburtshilflichen Risiken zu beurteilen und zu behandeln. Zukünftige Studien müssen zudem klären, ob sich eine Migräne-Prophylaxe auch positiv auf das Schwangerschaftsergebnis bei betroffenen Frauen auswirkt.
*Hinweis der Redaktion
Ein 40 % erhöhtes relatives Risiko bedeutet in absoluten Prozentzahlen: ein Anstieg von 3–5 % auf 4–7 % bei Erstgebärenden mit Migräne-Vorgeschichte. Bei betroffenen Müttern, die bereits ein oder mehrere Kinder geboren haben, würde das Präeklampsie-Risiko entsprechend von 0,5 % auf 0,7 % steigen.
Quelle: Purdue-Smithe AC, et al. Prepregnancy Migraine, Migraine Phenotype, and Risk of Adverse Pregnancy Outcomes, Neurology (2023). DOI: 10.1212/WNL.0000000000206831