06.07.2022
Die Umarmung eines geliebten Menschen fühlt sich nicht nur gut an, sondern schützt offenbar auch vor Stress – zumindest Frauen. Dies haben Psychologen und Neurowissenschaftler der Ruhr Universität Bochum in einer kleinen Studie mit Liebespaaren herausgefunden.
Gesa Berretz und ihr Team, haben untersucht, wie sich die Umarmung einer geliebten Person kurz vor einer Stresssituation auf die Stressantwort des Körpers auswirkt. Hierfür rekrutierten sie 76 Frauen und Männer zwischen 19 und 32 Jahren, die psyschisch gesund waren und an keinen neurologischen Entwicklungsstörungen litten. Personen mit einem Body Mass Index über 27 waren ausgeschlossen, da bei Übergewichtigen häufig die Regulation der Stressantwort gestört ist. Gleichgeschlechtliche Paare waren zugelassen, jedoch meldeten sich nur heterosexuelle Liebespaare.
20 Sekunden umarmen und danach 3 Minuten Stress
Um den Stresspegel der Teilnehmer vor und nach einer Stresssituation zu erfassen, nutzten die Forschenden drei Messmethoden: Speicheltest auf Kortisol, Blutdruckmessung und Fragebogen (PANAS).
Nachdem der Grund-Stresspegel der Teilnehmer erfasst war, erhielt eine Hälfte der Paare Privatsphäre, um sich für 20 Sekunden im Stehen liebevoll zu umarmen. Die andere Hälfte musste auf eine Umarmung verzichten.
Anschließend mussten alle Teilnehmer ihre Hand 3 Minuten in Eiswasser tauchen, um eine Stressantwort des Körpers zu provozieren. 15 und 25 Minuten später wurden die Stressantwort gemessen.
Vorhergehende Umarmung mildert Stressreaktion bei Frauen ab
Frauen, die sich vor dem Stresstest mit ihrem Partner umarmt hatten, zeigten danach eine schwächere, biologische Stressantwort. Im Speichel war weniger Kortisol nachweisbar als bei nicht-umarmten Teilnehmerinnen. Die Blutdruckwerte und der subjektiv empfundene Stress (PANAS-Fragebogen) offenbarten keine Unterschiede. Bei Männern fand das Forscherteam keine derartigen Unterschiede: Die Stressantwort war gleich – mit und ohne Umarmung.
Warum liebevolle Umarmungen bei Männern keinen schützenden Effekt gegen Stress entfalten wie bei Frauen, können die Autoren der Studie nur spekulieren. Eine Erklärung könnte sein, dass Frauen auf liebevolle Umarmung stärker reagieren als Männer und daher mehr Oxytocin (umgangssprachlich Kuschelhormon) ausschütten. Oxytocin wiederum verringert die Ausschüttung des Stresshormons Kortisol.
Quelle: Berretz G, Cebula C, Wortelmann BM, Papadopoulou P, Wolf OT, Ocklenburg S, et al. (2022) Romantic partner embraces reduce cortisol release after acute stress induction in women but not in men. PLoS ONE 17(5): e0266887. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0266887