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COVID-19 kann Fruchtbarkeit bei Männern beeinträchtigen

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05.01.2022

Das Coronavirus befällt neben der Lunge auch die Nieren und andere Organe. Jetzt mehren sich die Indizien, dass die Erkrankung die männliche Fortpflanzungsfähigkeit nachhaltig schädigen kann.

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Dr. Edenfield und Dr. Easley IV. von der University of Georgia analysierten bisher verfügbare Studien zu SARS-CoV-2, um potentielle Risiken für die männliche Fruchtbarkeit infolge von COVID-19 aufzudecken. Seine Erkenntnisse veröffentlichte das Forscherduo im renommierten Fachmagazin Nature Reviews Urology.

Corona-Virus attackiert den Körper an vielen Fronten

SARS-CoV-2 ist ein sogenanntes Multiorganvirus. Es gelangt durch die Atemwege in Lunge, Gehirn, Blut, Blutgefäßwände, Herz, Verdauungsorgane, Leber, Nieren, männliche Geschlechtsorgane sowie in andere Organe und Gewebe.

Einfallstore für Corona befinden sich auch in den Hoden

Prinzipiell kann das Virus alle Körperzellen befallen, die den sogenannten ACE-2-Rezeptor und ein bestimmtes Enzym (TMPRSS2) auf ihrer Oberfläche tragen. Beide befinden sich auch auf wichtigen Zelltypen in den Hoden: Leydig-Zellen, Sertoli-Zellen, Ursamenzellen (Spermatogonien) und auf verschiedenen Entwicklungsstadien der Spermien.

Dass SARS-CoV-2 die Blut-Hoden-Barriere durchbrechen kann, belegen Hodenproben von verstorbenen Corona-Patienten. Diese hatten krankhaft veränderte Sertoli-Zellen, abgeschilferte Keimzellen, verletzte Hodenkanälchen und eine verringerte Anzahl an Leydig-Zellen.

Insbesondere bei schweren Corona-Verläufen beobachteten chinesische Forschende, dass etwa jeder fünfte männliche Patient an einer schmerzhaften Hoden- und/oder Nebenhodenentzündung litt.

Zudem ließ sich bei Spermaproben von genesenen COVID-19-Patienten noch bis zu 120 Tage später eine verringerte Qualität und geringere Anzahl von Spermien nachweisen.

COVID-19 kann Hormonhaushalt nachhaltig stören

Die Einfallstore für das Corona-Virus finden sich auch in Organen und Geweben, die wichtige Aufgaben im Regelkreislauf der Hormone einnehmen. Dazu zählen neben der „Hormon-Schaltzentrale“ im Hypothalamus und der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) auch die Nebennieren und Hoden. Schädigt das Virus eines der Organe, dann kann sich die Störung im Hormonhaushalt auch auf die Hoden, und damit auf die Fruchtbarkeit auswirken. Bisher gibt es jedoch nur wenige Studien, die die Folgen einer COVID-19-Erkrankung auf den männlichen Hormonhaushalt untersuchen.

Corona-Infektion birgt Risiken für Männer mit Kinderwunsch

Eine Reihe kleiner Studien deutet bisher daraufhin, dass eine schwere SARS-CoV-2-Infektion die Fruchtbarkeit eines Mannes beeinträchtigen kann. Die Autoren sehen daher dringenden Bedarf für weitere Studien. Insbesondere da SARS-CoV-2 das Potenzial besitzt, auch die Ursamenzellen zu befallen, aus denen alle Spermien hervorgehen. Im Worst-Case-Szenario würde dies bedeuten, dass Männer nach einer schwer verlaufenen COVID-19-Erkankung mit hoher Wahrscheinlichkeit Kinder mit Erbgutschäden zeugen oder zeugungsunfähig sind.

Quelle: RC Edenfield & CA Easley IV. Implications of testicular ACE2 and the renin–angiotensin system for SARS-CoV-2 on testis function, Nature Reviews Urology (2021). DOI:10.1038/s41585-021-00542-5

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